Kein „Absitzen“ der Insolvenz auf Kosten des Staates und der Gläubiger
Ein Schuldner, der über das Insolvenzverfahren die Restschuldbefreiung anstrebt, kann die […]
Nach Aufhebung oder Einstellung des Insolvenzverfahrens schließt sich die sog. Treuhandphase an, wenn der Schuldner im Rahmen der Beantragung des Insolvenzverfahrens Restschuldbefreiung beantragt hat, und ihm die Restschuldbefreiung nicht schon auf Grund eines im Schlusstermin gestellten Gläubigerantrags versagt wurde. Die Treuhandphase endet spätestens sechs Jahre nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Auf Antrag eines Gläubigers ist dem Schuldner die Restschuldbefreiung in der Treuhandphase zu versagen, wenn er schuldhaft eine der Obliegenheiten des § 295 InsO verletzt. Die Restschuldbefreiung ist auch ohne Gläubigerantrag zu versagen, wenn der Schuldner seinen Auskunftspflichten hinsichtlich der Erfüllung der Obliegenheiten schuldhaft nicht, nicht fristgemäß oder nicht ausreichend nachkommt (§ 296 Abs. 2 Satz 2 und 3 InsO).
In seinem Beschluss vom 26.02.2013 – IX ZB 165/11 – nimmt der Neunte Zivilsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Umfang der Auskunftspflicht des selbständig tätigen Schuldners Stellung. Gemäß § 295 Abs. 2 InsO hat nämlich der Selbständige in der Treuhandphase die Insolvenzgläubiger durch Zahlungen an den Treuhänder so zu stellen, wie wenn er ein angemessenes Dienstverhältnis eingegangen wäre. Der an den Treuhänder abzuführende Betrag berechnet sich also nach einem fiktiven Nettoeinkommen aus einer dem Schuldner nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten und der Arbeitsmarktsituation möglichen abhängigen Beschäftigung.
Deshalb hat es der BGH in der vorliegenden Entscheidung abgelehnt, den Schuldnern eine Auskunftspflicht hinsichtlich ihres aus der selbständigen Tätigkeit erwirtschafteten Gewinns aufzuerlegen. Die Schuldner haben jedoch zur Ermittlung des fiktiven Nettoeinkommens konkret Auskunft zu erteilen über ihre Ausbildung, ihren beruflichen Werdegang und welche Tätigkeit (Branche, Größe des Unternehmens, Zahl der Angestellten, Umsatz) sie ausüben.
Praxistipp:
Gläubiger sollten sich schon im laufenden Insolvenzverfahren und in der Treuhandphase anhand der in der Regel jährlich von dem Insolvenzverwalter/ Treuhänder zu erstellenden Berichten über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Schuldners informieren, um etwaige Versagungsgründe hinsichtlich der Restschuldbefreiung aufdecken und fristgemäß geltend machen zu können.
Selbständig tätige Schuldner sollten regelmäßig ihren „Marktwert“ überprüfen und die so aus dem fiktiven Einkommen ermittelten Zahlbeträge mindestens jährlich und unaufgefordert an den Treuhänder abführen.
Der Autor berät und vertritt Sie rund um das Thema Restschuldbefreiung. Schreiben Sie eine E-Mail oder rufen Sie einfach an: 030 / 69 20 51 75-0
Rechtsanwalt und Mediator Wolfgang N. Sokoll war bis Ende November 2016 bei WK LEGAL Ihr Ansprechpartner für das Arbeitsrecht, das Insolvenzrecht, das Versicherungsrecht, das Forderungsmanagement, die Zwangsvollstreckung und die außergerichtliche Streitbeilegung insbesondere im Wege der Mediation. Seit dem erreichen Sie ihn in seiner Anwaltskanzlei in Berlin Charlottenburg in der Hardenbergstraße 12 telefonisch unter 030 120857200, per Fax unter 030 120857209 und per E-Mail unter info@mediation-recht.net.
ÜBER DIESEN AUTOR ARTIKEL VON DIESEM AUTOREin Schuldner, der über das Insolvenzverfahren die Restschuldbefreiung anstrebt, kann die […]
Der Schuldner hatte mit seinem Insolvenzantrag Restschuldbefreiung beantragt. Das Insolvenzverfahren zog […]
Auch zu Zeiten des Coronavirus ist das Thema Vorsorgevollmacht nicht zu […]
Buchen Sie direkt online Ihren Termin für eine kostenlose Erstberatung. Der für Sie zuständige Rechtsanwalt wird Sie dann zu dem von Ihnen ausgewählten Termin anrufen.
LEGAL SMART beantwortet rechtliche Fragen auch per WhatsApp. Schreiben Sie uns einfach an und stellen Sie Ihre Frage. Antworten gibt es anschließend direkt auf Ihr Handy.
Viele Fragen lassen sich mit einem Profi in einem kurzen Gespräch rechtssicher klären. Mit der LEGAL SMART Anwaltshotline steht Ihnen unser Anwaltsteam für Ihre Fragen zur Verfügung. Bundesweite Beratung über die kostenlose Anwaltshotline unter 030 - 62 93 77 980.
Schützen Sie Ihren Namen oder Ihr Produkt oder Dienstleistung durch eine Eintragung im Markenregister mit Ihrer eigenen Marke
Mit einer alle Bereiche berücksichtigenden Prüfung erhalten Sie den besten Schutz für Ihre Marke und können Ihre eigene Marke in jeder Hinsicht einsetzen
Mit der EU Marke ist Ihre Marke europaweit geschützt und sichert Sie und Ihre Marke vor parallelen Marken in anderen europäischen Staaten. Nutzen Sie jetzt Ihre Chance auf Ihre EU Marke
LEGAL SMART ist die Legal Tech Kanzlei für wirtschaftsrechtliche Themen. Durch konsequente Prozessoptimierung interner und externer Prozesse bieten wir neue Lösungen für verschiedene Fragestellungen. So ist das Recht für jeden zugänglich; schnell, digital und trotzdem mit der Expertise und Kompetenz einer erfahrenen Wirtschaftsrechtskanzlei. Denn Legal Tech ist mehr als nur der Einsatz von Technologie. Legal Tech ist die Bereitstellung juristischer Kompetenz.