Anwaltliche Erstberatung
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Insbesondere im Rahmen der Corona-Pandemie ist das Home-Office das neue „normale“ Arbeiten für uns geworden. Flexibles Arbeiten birgt sowohl Vor- als auch Nachteile. Jedoch profitieren insbesondere Start-Ups von diesem neuen Arbeitsmodell.
Früher bzw. noch kurz vor Beginn der Corona-Pandemie stellte es niemand in Frage: eine feste Stundenwoche an einem fest zugeteilten Arbeitsplatz im Büro. Ein Thron, an dem nicht wirklich zu rütteln war. Doch auch schon vor Beginn der Corona-Pandemie wurde das Home-Office „erfunden“ und die Denkweisen begannen sich zu ändern.
Auch vor der Corona-Pandemie führten Unternehmen vermehrt die Möglichkeit des Home-Office ein. Doch jetzt wurde bzw. musste großzügig darauf zurückgegriffen werden. Möglich ist dies vor allem durch die fortschreitende Digitalisierung. Es kann praktisch von überall aus gearbeitet werden. Man kann sich von jedem Ort der Welt durch VPN mit dem Büro-System verbinden und selbst Unterschriften können digital geleistet werden.
Hinzu kommen mittlerweile auch verschiedene Arbeitszeitmodelle: Sechs-Stunden-Tage, drei bis vier-Tage-Woche, Arbeiten im Ausland. Die Liste ist lang.
Start-Ups sollten ein Treiber dieser Modelle sein und vermehrt auf diese Möglichkeiten des digitalen Arbeitens zurückgreifen. Warum dies von Vorteil ist, im Folgenden.
Viele Start-Ups – viele potentielle Mitarbeiter. Doch nicht alle Bewerber auf eine Position eines Start-Ups sind qualifiziert bzw. geeignet. Insbesondere im Bereich der digitalen Wirtschaft – eines der wichtigsten Gründungsfelder – besteht Personalmangel. Die „guten“ Leute sind vergeben oder nicht zu erreichen.
Jedoch ist nicht allein der Mangel oder der Kampf um qualifizierte Mitarbeiter das Problem. Vielmehr sind es die Gehälter: Start-Ups bezahlen bekanntlich nicht die großen Gehälter, die mittelständische bis große Unternehmen zahlen. Geld lockt – auch die „Qualifizierten“! Hinzu kommen viele Vorurteile über Start-Ups: Ausbeutung, Überstunden, Stress – und das alles für einen Hungerlohn, trotz guter Ausbildung.
Vorurteile werden häufig zu Horrorszenarien gemalt. Die Arbeit in einem Start-Up ist sicher kein Zuckerschlecken. Doch wie das Problem lösen?
Start-Up-Gründer sind in ihren 20ern bis 30ern. „Junge“ Leute. Mit Solchen arbeiten sie auch gerne zusammen. Und genau darin liegt die Chance für Start-Ups mit größeren Unternehmen und Gehältern mithalten zu können.
Gerade die Generation Y, die jetzt in ihren 20ern sein dürfte, sind nicht mehr bereits ihr Privatleben vollständig dem Job zu opfern. Jetzt könnten man anhand der Start-Up-Vorurteile sagen: „Dann sind Start-Ups für die Generation Y wohl nicht attraktiv!“
Doch Obacht:
Mittlerweile ist potentiellen Arbeitnehmern die Work-Life-Balance wichtiger als das große Geld: Familie, soziale Beziehungen und persönliche Kreativität. Nach diesen Kriterien werden die potentiellen Arbeitgeber ebenfalls ausgesucht.
Passt immer noch nicht mit den Vorurteilen über Start-Ups zusammen? Nicht ganz, aber im Rahmen von flexiblen Arbeitszeitmodellen können gerade Start-Ups die Chance ergreifen ihre Attraktivität als potentieller Arbeitgeber zu steigern.
Man merkt: flexible Arbeitszeitmodelle sind für Star-Ups nicht nur lediglich obligatorisch, sondern unverzichtbar. Die offene Frage, die bleibt, ist jedoch stets, wie die Umsetzung aussehen soll.
Das ist natürlich von der Branche und Tätigkeit abhängig. Es eignet sich nicht stets jedes Modell für jedes junge Unternehmen. In einer Branche, in der Kundenbetreuung eine zentrale Rolle spielt, können gewiss nicht alle Mitarbeiter in der Welt rumtingeln. Auch bei noch sehr wenigen Angestellten, müssen sich Start-Ups überlegen, wie ein flexibles Arbeitszeitmodell aussehen kann.
Daher lohnt es sich die häufigsten Arbeitszeitmodelle genauer unter die Lupe zu nehmen und die Vor- und Nachteile sowie Möglichkeiten für sich abzuwägen:
Das Home-Office ist sicher das „einfachste“ Modell. Es kann in den meisten Bürojobs umgesetzt werden und garantiert dem Mitarbeiter eine gute Vereinbarkeit mit Job, Familie und Freizeit. Die digitale Arbeit von zuhause kann natürlich auch Motivation und Kreativität steigern, da die Arbeitszeit ggf. auch flexibler eingeteilt werden kann, da eben keine starren bürozeiten vorgeschrieben sind.
Remote Work unterscheidet sich vom Home-Office dahingehend, dass sie an jedem beliebigem Ort stattfinden kann. Es kann von daheim, auf Reisen, auf einer Parkbank oder am Strand gearbeitet werden. Diese Arbeitsweise ist natürlich nur möglich, wenn die Arbeitsaufgaben komplett digital stattfinden können. Die ist bei einigen Heimarbeitsjobs nicht der Fall. Auch im Home-Office ist Vor-Ort-Arbeit häufig nicht zu vermeiden.
Jobsharing, oder auch Arbeitsplatzteilung, ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei oder mehr Arbeitnehmer mindestens eine Vollzeitstelle teilen. Sie arbeiten dabei als Team sehr eng zusammen und legen ihre Arbeitszeiten und Aufgaben individuell untereinander fest. Jobsharing ist dabei eher für Berufe geeignet, wo die betreffende Person zur Erfüllung ihrer Aufgaben vor Ort physikalisch anwesend sein muss, da für den Arbeitgeber ansonsten schnell der Überblick verloren geht.
Coworking-Spaces sind eine attraktive Alternative für kleine Start-Ups, die ihr Geld (noch) nicht in teure Räumlichkeiten anlegen wollen. Damit wird den Mitarbeitern Flexibilität garantiert insbesondere in der Kombination mit einer Home-Office-Regelung.
Der Ansatz: Mitarbeiter*innen gewinnen einen zusätzlich freien Tag und Unternehmen erholte, engagierte Angestellte. Dieses Modell kann für Start-Ups natürlich insbesondere vor dem Hintergrund einer mehr oder weniger großen Zahl von Überstunden attraktiv werden. Überstunden werden nicht mehr als so schlimm empfunden, wenn dafür ein zusätzlicher freier Tag garantiert wird.
Auch der Sechs-Stunden-Arbeitstag kann zu einer höheren Motivation der Mitarbeiter führen. Kürzere Arbeitszeit bei gleichbleibender Bezahlung steigert die Effektivität, da in kürzerer Zeit mehr geschafft werden muss – am Ende aber auch eine Belohnung steht.
In den USA hat sich dieses Modell schon durchaus bewährt. Für junge Unternehmen ist es jedoch nur semi geeignet, da aufgrund fehlender Erfahrung die Umsetzung schwierig werden kann. Es bedarf hierzu ein größeresdVertrauen zu den Mitarbeitern und ein eingespieltes Team.
Ein Sabbatical ist stets attraktiv, aber auch hier gilt für junge Unternehmen: schwierig! Start-Ups sind auf Expertise angewiesen. Wenn ein Mitarbeiter länger ausfällt, bedeutet dies Verluste. Eine Möglichkeit könnte eine vertragliche Implementierung sein, die dem Mitarbeiter ein Sabbatical nach drei bis vier Jahren garantiert. So kann auch eine Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit stattfinden.
Auch wenn es junge Unternehmen beim flexiblen Arbeiten auf den ersten Blick etwas schwerer haben, lohnt sich die Implementierung eines der genannten Arbeitszeitmodelle durchaus. Start-Ups müssen sich vom Markt abheben und ihr eher „schlechtes“ Arbeitgeber-Image aufpolieren. Anstatt über das Gehalt, sind die weiter offen stehenden Wege sehr attraktiv für die junge Arbeitnehmergeneration.
Rechtsanwalt Guido Kluck LL.M. ist Partner der Kanzlei LEGAL SMART am Standort Berlin. Er ist Ansprechpartner für das Recht der neuen Medien sowie für die Bereiche Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Urheberrecht, IT-Recht, Vertragsrecht und das Datenschutzrecht (DSGVO).
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